Tonfliesen – Der Hoffmannsche Ringofen
Friedrich Hoffmann, 1818 in der Nähe von Halberstadt geboren, war offensichtlich einer dieser umtriebigen Menschen, mit denen man die Aufbruchstimmung in der sogenannten Gründerzeit personifiziert. Ständig auf der Suche nach einer technologischen, wissenschaftlichen oder gesellschaftspolitischen Lösung für praktische Probleme.
1845 beendete er an der Königlichen Allgemeinen Bauschule Berlin seine Ausbildung zum Baumeister. Von 1845 bis 1857 arbeitete er am Bau der Eisenbahnlinie Berlin Hamburg mit. Danach gründete er das Ziegeleitechnische Büro in Berlin und befaßte sich fortan praktisch und theoretisch mit der Ziegelei. 1858 meldete er gemeinsam mit Albert Licht, dem Stadtbaurat von Danzig das Patent für den Ringofen an, 1859 ging der erste Ofen in Probebetrieb.
Stark an der Qualitätsentwicklung und naturwissenschftlichen Begleitforschung interessiert, war er Mitbegründer des Chemischen Laboratoriums für die Tonindustrie und der Deutschen Töpfer- und Ziegler Zeitung. Auf seine Initiative hin wurde 1868 die Königliche Prüfanstalt für Baumaterialien eingerichtet, Vorläufer des heutigen Bundesamtes für Materialprüfung. Viele grundsätzliche Regelungen, wie z.B. die Einführung des sogenannten Reichsformates, der Pflichtnorm von Mauerziegeln von 25 x 12 x 6,5 cm kamen durch seine Mitwirkung zustande.
Die Liste seiner Aktivitäten ließe sich beträchtlich verlängern. Wer mehr über die Arbeit von Friedrich Hoffmann und die seiner Weggefährten lesen möchte, dem sei das Buch „Gut Brand! „ von Lothar Schyia empfohlen. Es ist in der Edition anderweit erschienen und war neben anderen, eine sehr interessante Quelle für das Schreiben dieses Artikels.
"Unser" Ringofen hat eine U-Form und wird mit den Resten der Olivenöl-Produktion befeuert: geschroteten Olivenkernen und sonstigen Resten!
Aufbau des Ofens:
Ein Ringofen besteht aus Brennkammern, Schürebene und Kamin. Die Brennkammern bilden miteinander den Brennkanal. Jede der Kammern hat eine Öffnung ins Freie, eine Verbindung zum Kamin (Fuchs) und mehrere Schürlöcher im Deckengewölbe.Prinzip des Ofens:
Die Brennkammern sind rund um den gemeinsamen Kamin angeordnet. Das Feuer wandert von einer Kammer zur anderen. Durch eine geschickte Steuerung des Luftzuges im Ofen wird die eingesetzte Wärmeenergie mehrfach genutzt.
Luftführung:
Während des Betriebes sind fast alle Kammern des Ofens mit Ziegeln beschickt. Bis auf einige Kammern in der Abkühlungszone sind alle befüllten Kammern zugemauert. In zwei Kammern brennt das Feuer mit der erforderlichen Brenntemperatur von etwa 1100 bis 1200 °C.
Die Zuluft für das Feuer strömt durch die unvermauerten Kammeröffnungen in den Brennkanal. Bevor sie das Feuer erreicht, erwärmt sich die Luft an den bereits gebrannten Ziegeln und kühlt diese ab.
Die Rauchgase entweichen nicht durch den Fuchs der Brennkammer. Sie werden über die frisch eingestapelten Rohlinge geführt und wärmen sie vor. Erst durch den Fuchs der letzten Kammer, die mit einer Papierwand (Papierschieber) von der nächsten Kammer abgetrennt ist, strömen die Rauchgase zum Schornstein. Dieser erzeugt durch seine Höhe den erforderlichen Zug.
Befeuerung:
Die Befeuerung des Ringofens erfolgt von der Schürebene aus. Der Brenner schüttet regelmäßig Kohle in die Schürlöcher der gerade befeuerten Kammer. Das Hauptfeuer wandert täglich um etwa eine Kammer weiter. Dies geschieht, indem der Brenner in die Schürlöcher der nächsten Kammer Kohle einfüllt. Danach verschließt er den bisher offenen Fuchs und öffnet den Fuchs der folgenden Kammer. Durch die hohe Temperatur der Rauchgase entzündet sich die eingefüllte Kohle. Der Papierschieber vor der Kammer mit dem nun geöffneten Fuchs verbrennt. Es dauert etwa zwei Wochen, bis das Feuer einmal den gesamten Brennkanal durchwandert hat.